Liebe 1 - Sofie und Alexander by Line Kyed Knudsen

Liebe 1 - Sofie und Alexander by Line Kyed Knudsen

Autor:Line Kyed Knudsen [Knudsen, Line Kyed]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Herausgeber: Lindhardt & Ringhof
veröffentlicht: 2014-07-02T00:00:00+00:00


Kapitel 5

Eine Woche später präsentieren wir im Unterricht unser Projekt. Wir stehen zu viert vor der Tafel. Ida, Sebastian, Alexander und ich. Es hat den ganzen Morgen gewittert. Der Himmel ächzt unter dem rollenden Donner und Blitze zucken durch die schwarzen Wolken.

Draußen ist es so dunkel, dass wir die Lichter im Klassenraum anschalten mussten. Unsere Lehrerin hat Kekse gebacken und uns eine große Schüssel mitgebracht. Wenn ich nicht so furchtbar nervös wäre, wäre heute ein wunderbarer Schultag. Ich liebe Unwetter. Der Donner, der den ganzen Himmel zum Rumpeln bringt, ist eins meiner liebsten Geräusche. Es gibt mir das wunderbare Gefühl, klein zu sein. Total schön, dass es etwas gibt, was größer ist, als man selbst. Und gegen das man nichts ausrichten kann.

Obwohl Alexander und ich den größten Teil der Aufgabe erarbeitet haben, wird unser Projekt von Ida vorgestellt. Außerdem hat Sebastian eine geniale Bildpräsentation auf dem Computer zusammengebastelt. Jedes Mal, wenn Ida weiterklickt, hüpfen die Bilder und Definitionen auf das große White Board. Abschließend soll auch ich einige Worte sagen. Ida, Alexander und Sebastian schauen mich neugierig an. Die anderen aus der Klasse ebenfalls. Ich merke den riesigen Kloß im Magen, noch bevor ich den Mund aufmache.

„Es gibt natürlich noch weitere Arten der Rebellion“, presse ich hervor und schiele zu Alexander.

Meine Hände zittern so sehr, dass ich meine Stichpunktzettel besser ablege. Ich ringe nach Atem. Der Blick meiner Lehrerin durchdringt mich. Sie lächelt nicht. Aber Alexander grinst und nickt mir aufmunternd zu. Noch vor wenigen Minuten hat er selbst die verschiedensten politischen Rebellionen der vergangenen Jahrzehnte vorgestellt. Er ist wirklich gut darin. Als hätte er noch nie etwas anderes gemacht, als vor vielen Menschen Vorträge zu halten.

„Es gibt Jugendbewegungen...“, stammele ich und schaue verunsichert an die Tafel.

Ich komme mir vor wie in einer großen Blase. Ich hab keine Ahnung, wie ich aussehe, wie ich klinge, wie ich mich hier vorne anstelle.

Ich rede einfach drauf los, stottere etwas, suche lange nach Wörtern und Begriffen und rede weiter, während sich mein Körper mit Hitze füllt. Ich merke, wie sich unter meinen Armen der Schweiß staut und bin froh, ein luftiges T-Shirt angezogen zu haben.

„Kannst du vielleicht mal ein konkretes Beispiel nennen, Sofie?“, unterbricht mich meine Lehrerin.

Das bringt mich total aus dem Konzept. Ich stocke. Verwirrt und sauer starre ich sie an. Plötzlich weiß ich nicht mehr, worüber ich die ganze Zeit gesprochen habe. Und schon gar nicht, was ich auf diese Frage antworten soll. Darauf war ich nicht vorbereitet.

„Wie kann man denn zum Beispiel gegen seine Eltern rebellieren?“ Das finde ich wirklich richtig gemein von meiner Klassenlehrerin. Warum will sie etwas von mir wissen, was ich nicht beantworten kann? Wieso lässt sie mich nicht einfach in Ruhe meinen Vortrag beenden?

„Ähm...“, stottere ich und spüre jeden einzelnen Blick meiner Klassenkameraden auf mir ruhen. Draußen blitzt es lautlos. Der grollende Donner kommt erst mehrere Sekunden später.

„Was kann man zum Beispiel sagen oder wie verhält man sich?“, versucht meine Lehrerin mir jetzt zu helfen. Ich kann ihr ansehen, dass sie versteht, wie peinlich es mir ist, nur hier zu stehen und zu zittern.



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